"Wenn erfolgreich gephished wird, kassieren die Betrüger fünf mal soviel Geld wie im vergangenen Jahr", berichtet die Gartner-Analystin Avivah Litan. So ist der durchschnittliche Verlust pro Fall von 256 Dollar im Jahr 2005 auf aktuell 1.244 Dollar angewachsen.
Gartner prognostiziert für das laufende Jahr eine Schadenssumme in den USA von rund 2,8 Milliarden Dollar. Allerdings sind derartige Horrorzahlen mit Vorsicht zu genießen: Es gibt Experten, die in Deutschland mit einem Schaden von 4,5 Millionen Euro pro Jahr rechnen. In Großbritannien soll sich die Summe im ersten Halbjahr des Jahres auf 22,5 Millionen Pfund belaufen haben, umgerechnet 33,6 Millionen Euro. Für die Betroffenen haben sich allerdings die Rahmenbedingungen verschlechtert: Im Jahr 2005 erhielten Litan zufolge etwa 80 Prozent der Betrogenen ihr Geld zurück, derzeit liegt die Quote bei nur noch 54 Prozent. Gartner geht davon aus, dass 2006 rund 3,5 Millionen Amerikaner sensible Informationen an Phisher übertragen, vergangenes Jahr waren es zirka 1,9 Millionen.
Keine guten Noten erteilte die Analystin den Herstellern führender Browser wie Microsoft (neuer Internet Explorer 7) sowie Mozilla (neuer Firefox-Browser). Zwar sei es noch zu früh, die Wirksamkeit der aktuellen Anti-Phishing-Funktionen zu bewerten, sagte Litan, aber "sicher ist, dass die Technik ein paar Jahre zu spät kommt". Leicht haben es die Browser-Entwickler beileibe nicht, denn die Betrüger sind ihnen in der Regel stets einen Schritt voraus. Vor einem Jahr hielt sich eine Phishing-Site rund eine Woche im Netz, gegenwärtig sind es lediglich noch ein paar Stunden. Litan schloss nicht aus, dass in Zukunft pro E-Mail ein Phishing-Server installiert wird – mit fatalen Folgen: "Dann lassen sich die Seiten kaum noch erwischen und abschalten."
Auch Paul Laudanski, Anti-Phishing-Experte aus den USA, bestätigt die von Gartner genannten Trends. Ein Großteil des Problems lasse sich auf das Verhalten der Internet-Provider und Unternehmen zurückführen. Diese wären kaum bereit, essentielle Informationen auszutauschen sowie alles daranzusetzen, den Phishern das Handwerk zu legen. "Wir brauchen eine freie und offene Kommunikation", so Landauski. Schließlich würden die Kriminellen auch Hand in Hand arbeiten. Aktuelle Zahlen aus Großbritannien stützen ebenfalls die Gartner-Aussagen. Nach Angaben der Organisation APACS stieg die Zahl der Phishing-Attacken auf den Inseln in den vergangenen zwölf Monaten um stattliche 1.471 Prozent. Die Schadenssumme weitete sich um 55 Prozent aus. Einzige gute Nachricht: Betrügereien mit Schecks und Kreditkarten gingen etwas zurück.
Quelle: www.computerwelt.at