Datenschützer: Risiken der Datenverarbeitung dramatisch gestiegen

Der Berliner Datenschutzbeauftragte Alexander Dix sieht in seinem Jahresbericht 2011 die Privatsphäre der Bürger gefährdet, da neue Überwachungstechniken in Staat und Wirtschaft angewendet würden. "Jede Datenverarbeitung ist riskant", heißt es in dem am Mittwoch vorgestellten, gut 200 Seiten langen Tätigkeitsreport. Dass die Gefahren gerade beim Verarbeiten personenbezogener Informationen "dramatisch zunehmen", sei aber im vergangenen Jahr deutlicher als je zuvor geworden. Dix spielt dabei darauf an, dass Sicherheitsdienste wie SSL-Zertifikate des Verschlüsselungsexperten DigiNotar kompromittiert wurden. Damit drohe "eine ganze Infrastruktur der Kommunikation zusammenzubrechen".

In einer Zeit, in der große US-Unternehmen wie Google, Facebook, Apple oder Amazon immer größere Sammlungen von Nutzerdaten anlegten, ohne bisher das europäische und deutsche Datenschutzrecht ausreichend zu berücksichtigen, steht der Datenschutz dem Bericht nach "vor einer besonderen Herausforderung". Soziale Netzwerke bilden daher einen Schwerpunkt des Reports. Social Plugins oder Fanpages, die ohne Rechtsgrundlage personenbezogene Daten in die USA übermitteln, seien rechtswidrig und dürften deshalb von Berliner Behörden oder Unternehmen nicht genutzt werden, betont Dix.

Facebook-Profilinhabern rät er, die umstrittene neue Funktion Timeline nicht zu aktivieren oder zumindest ihre Reichweite in die Vergangenheit zu beschränken. Zudem sollte es keiner App oder anderen Webseite gestattet werden, Daten ungefragt in den Newsfeed zu schreiben. Unabhängig davon sei es empfehlenswert, mit der Veröffentlichung eigener personenbezogener Daten in sozialen Netzwerken sparsam zu sein und sich dort unter Pseudonym zu bewegen. Der Berliner Datenschutzbeauftragte kritisiert die Bundesregierung, weil sie unverständlicherweise ihrer Ankündigung, gesetzgeberische Maßnahmen gegen die Profilbildung im Internet vorzuschlagen, keine Taten haben folgen lassen. Der bloße Hinweis darauf, dass Diensteanbieter Selbstverpflichtungen eingehen sollten, werde dem Schutzbedarf der immer zahlreicher werdenden Nutzer nicht gerecht.

Quelle:  heise.de

 

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