Nach Erkenntnissen des nun veröffentlichten Underground Economy Report von Symantec wächst die Schattenwirtschaft im Bereich Onlinekriminalität unaufhaltsam. Der globale Bericht beschäftigt sich eingehend mit den Strukturen der Szene und zeigt auf, wie professionell Cyberkriminelle inzwischen ihr Geschäft betreiben – einschließlich Arbeitsteilung mit exakten Stellenbeschreibungen und Marketingstrategien.
Personalrecruitment in der Cyberkriminellen-Szene
Während viele Unternehmen der „regulären“ Wirtschaft ums Überleben kämpfen müssen, erleben die Betreiber der Schattenwirtschaft eine Blütezeit. Dabei bedienen sie sich immer öfter anspruchsvoller Ansätze und Methoden aus der Geschäftswelt bis hin zu klassischem Outsourcing. So identifizierte der Report Cybercrime-Gruppen in Nordamerika, die sich von – auf diesem Gebiet erfahreneren – Osteuropäern mit gefälschten Kreditkarten versorgen lassen, die dann z.B. an Geldautomaten zum Einsatz kommen. Insgesamt zeigt sich die Szene ausgesprochen abgeklärt im Hinblick auf Arbeitsteilung und Personalbeschaffung. So werden beispielsweise Stellenanzeigen für Scam-Entwickler (z.B. Entwickler betrügerischer Mails) oder Phishing-Partner aufgegeben. Die unterschiedlichen Jobs erfordern unterschiedliche Qualifikationen – wie im „normalen“ Geschäftsleben mit Verkaufspersonal, Designern und IT-Support.
Typische Stellengesuche der Underground Economy
* Entwickler von Trojanern – Schreiber von hochwertigem Schadcode gesucht
* Web Exploiter – talentierte „Infizierer“ gesucht
* Exploit-Experten – Technikfreaks, Programmierer und Forscher gesucht
* Verkäufer – vertrauenswürdige und talentierte Verkäufer zur Abwicklung des Handels gesucht
* Betrüger – ambitionierter, gut vernetzter Datendieb gesucht
* Tarnunternehmen – Branchenkenntnis erforderlich, „legales“ Auftreten Voraussetzung
Trotz weltweiter Rezession entwickelt sich die Cyberkriminalität so gut, dass sie sich inzwischen der Technologie und vor allem der Anonymität von Online Communities bedient, um ihre Angebote zu bewerben.
Der Report hat Inserenten in Untergrund-Kanälen identifiziert, die mehr Aufmerksamkeit für ihre Offerten durch mehrfarbigen Text, Großschreibung bestimmter Wörter sowie intensive und wiederholte Kundenansprache erreichen wollen. Neben den Angebotsanzeigen finden sich auch Suchinserate für bestimmte Waren und Dienstleistungen, wie z.B. Kreditkarten aus einem bestimmten Land oder ein männlicher bzw. weiblicher Geldwäscher. Der Wert aller angebotenen Waren in der Underground Economy liegt bei über 200 Millionen Euro, der potenzielle Wert sämtlicher annoncierten Kreditkarten beträgt 3,4 Milliarden Euro.
Was wird verkauft?
* Kreditkarteninformationen
* Bankkonten-Zugangsdaten
* E-Mail-Accounts
* Gekaperte Software für Computerspiele
Dies sind nur einige Beispiele für die Waren (und Services), die in Cybercrime-Foren gehandelt werden. Wie der Report zeigt, bildet sich im Untergrund eine eigenständige Schattenwirtschaft, die der regulären Wirtschaft Millionenschäden zufügt und sich selbst immer wieder re-finanziert. So werden mit den Erlösen aus einem Betrugsgeschäft beispielsweise Entwickler für neue Scams angeheuert oder neue Phishing Toolkits gekauft.
Strafverfolgung
Das kriminelle Geschäft im Cyberspace wird zunehmend riskant, da der Strafverfolgungsdruck wächst. Auch die Polizei ist inzwischen erfahrener und raffinierter beim Aufspüren der Orte und Personen, die hinter den Geschäften stehen. Auf nationaler und internationaler Ebene wurden detaillierte und drastische Strafkataloge für Online-Betrug erstellt. Dennoch: Der Bereicht beweist, dass die hohe Profitabilität das Geschäft nach wie vor attraktiv erscheinen lässt – insbesondere, da es genug unvorsichtige Internetnutzer gibt, die Cyberkriminelle durch ihre Sorglosigkeit geradezu anziehen.
Quelle: Symantec
Die komplette Social Media Release zum Underground Economy Report finden Sie hier