Microsoft macht Jagd auf Phisher

 
Microsoft geht gegen den stark zunehmenden Betrug beim Online-Banking in die Offensive. Der US-Softwarekonzern hat in Europa und dem Nahen Osten Klagen gegen "Phisher" in 129 Fällen eingereicht. Die Schäden sind riesig.

Das Unternehmen unterstütze die Ermittlungen der Behörden gegen so genannte Phisher, die es im Internet auf geheime Bankdaten gutgläubiger Kunden abgesehen haben, teilte Microsoft am Mittwoch mit. Vor allem in der Türkei und in Deutschland habe Microsoft viele Strafprozesse angestrengt. Allein 2006 wird sich der Schaden des Phishings nach Schätzungen von Experten weltweit auf 2,8 Mrd. $ belaufen.

Phisher verschicken gefälschte E-Mails angeblich im Namen von Banken und fordern Kunden auf, Kontonummern und Passwörter preiszugeben. Allein in der ersten Jahreshälfte hat sich die Zahl solcher Fälle auf 157.000 fast verdoppelt, wie jüngst eine Studie der Software-Firma Symantec ergab. Microsoft hatte im März eine Initiative im Kampf gegen das Phishing gestartet. "Unser Vertrauensverhältnis zu den Kunden wird beeinträchtigt", sagte die Microsoft-Rechtsberaterin Nancy Anderson zur Begründung der Bemühungen von Microsoft.

Der Konzern hat an seinem Firmensitz in den USA ein eigenes Team von Ermittlern, die anhand von Kundenbeschwerden und mit einer speziellen Such-Software nach Betrugsversuchen fahnden. Anschließend wird mit klassischen Ermittlungsmethoden versucht, die Identität der mutmaßlichen Betrüger festzustellen.

Hauptsächlich unterstütze Microsoft die Ermittlungsbehörden, ziehe aber manchmal auch selbst vor Gericht, sagte Anderson weiter. Insgesamt seien vor den Klagen 253 Verdachtsfälle untersucht worden, die meisten in der Türkei. Dort seien mit 50 Fällen auch die meisten Strafprozesse begonnen worden gefolgt von Deutschland mit 28 und Frankreich mit elf Fällen.

In der Türkei sei bereits ein Phisher zu zweieinhalb Jahren verurteilt worden, sagte Anderson. Ein Rechtsstreit mit vier Jugendlichen sei außergerichtlich beigelegt worden. Mit den Strafprozessen wolle Microsoft gegen jene Phisher vorgehen, die der Konzern für kriminelle Betrüger hält. Darüber hinaus würden aber auch Zivilklagen eingereicht, vor allem gegen jugendliche Internet-Nutzer ohne kriminelle Motive. In diesen Fällen werde davon ausgegangen, dass Vergleichszahlungen von bis zu 2000 Euro eine ausreichend abschreckende Wirkung haben. "Es reicht auf jeden Fall aus, um ihre Eltern sehr wütend zu machen", sagte ein Microsoft-Sprecher.

Quelle: www.ftd.de (Financial Times Deutschland)

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