Das Opfer saß in München, der Strohmann kam aus dem Landkreis Ebersberg. Jetzt ermittelt die Kripo gegen ihn: wegen Geldwäsche. Der Ebersberger hatte sich mit einem russischen Geschäftspartner eingelassen, dessen einziges Kapital Programmier-Kenntnisse und kriminelle Energie waren. So gelang es ihm, an die geheimen Kontodaten von Bürgern zu gelangen. Schaden: jeweils knapp unter 10 000 Euro.
"Im Fall des Ebersbergers laufen die Ermittlungen noch", sagt Kriminalhauptkommissar Harald Schieder aus Erding. In den vergangenen Tagen häuften sich die Versuche, an die Kundendaten der Postbank zu gelangen. Auch die Ebersberger Zeitung erhielt mehrere solcher Mails.
"Eigentlich sollte man jetzt nicht mehr so dumm sein, auf eine E-Mail einer Bank zu antworten", warnt Irmtraud Siefers von der Pressestelle der Postbank. Aus Erfahrung weiß der Kriminaler Schieder aber, dass es immer wieder leichtgläubige Zeitgenossen gibt, die auf die so genannten "Phishing-Mails" hereinfallen. Zumal die Seiten nicht immer so schlecht übersetzt sind wie im aktuellen Fall: "Unser neues Schutzsystem kann Ihnen helfen, öftere betrügerische Transaktionen zu vermeiden und Ihre Mittel sicher zu halten. Dafür müssen Sie unser Link verfolgen."
Nach Angaben Schieders müssen die angeworbenen Strohmänner in Deutschland für den Schaden geradestehen. Denn der Auftraggeber, der meis in Petersburg sitze, konnte bis heute noch nicht festgenommen werden. "Man weiß aber, wo das Geld hingeht", sagt Schieder. Das Verfahren ist einfach: Zuerst, so der Kripobeamte, würden über einen beliebigen Server 100 000 Mails verschickt, in denen die Empfänger aufgefordert werden, wegen eines neuen Sicherheitssystems ihre Pins und drei Tans einzugeben. Wenn der Internet-Betrüger so an die Daten gelangt ist, werden "innerhalb von wenigen Minuten", so Schieder, Beträge knapp unter 10 000 Euro auf das Konto eines deutschen Strohmannes überwiesen, dem vorher vorgegaukelt wurde, er sei für ein international tätiges Medizinunternehmen tätig. Dieser Strohmann wird dann angewiesen, Spur zu Ende Geld weg das Bargeld über Western-Union Money Transfer nach Russland zu überweisen, wo es unter falschem Namen sofort in bar abgehoben wird: Spur zu Ende und Geld weg auf Nimmerwiedersehen.
Der deutsche Mithelfer hingegen muss mit einem Verfahren wegen Beihilfe zur Geldwäsche rechnen. Nach Auskunft der Polizei ist nach derzeitiger Rechtslage aber noch nicht einmal genau geklärt, ob die Betrüger im Ausland überhaupt belangt werden können. Schließlich hätten die Kontoinhaber ihre Pins und Tans, die die Transaktion erst ermöglichten, freiwillig herausgerückt. Und das Verschicken einer E-Mail sei noch keine Straftat, sagt Schieder.
[Quelle: Marktplatz-Oberbayern.de]